Imkerei

Bienen und ihr Zuhause

Ich arbeite mit der Bienenrasse Carnica, der sogenannten Kärntner Biene. Diese Bienenrasse zeichnet sich ebenso durch ihre Sanftmut, wie auch durch ihre Honigleistung und Angepasstheit an das hiesige Klima aus. Die Honigbienen wohnen in der Beute, einem Bienenkasten. Es gibt viele verschiedene Beutensysteme in Deutschland, am bekanntesten dürften Zander und Dadant sein. Ich nutze die Dadant-Beute, die im unteren Kasten immer den Brutraum enthält, in den darüberliegenden kleineren Kästen die Honigräume. In einer Beute leben im Sommer rund 30.000-40.000 Bienen. An einer Seite befindet sich das Flugloch, durch das die Bienen ein- und ausfliegen. Je nach Jahreszeit wird dieses Flugloch größer oder kleiner gemacht. In der Bienenbeute hängen aneinandergereiht die Rähmchen, das sind Holzrahmen mit darin gespannten Drähten, in denen die Bienen ihre Waben aus Wachs bauen. Bienen sind großartige Wabenbauer, mit ihren eigenen Wachsdrüsen produzieren sie feinsten Bienenwachs und bauen Zelle um Zelle. Die sechseckige Wabenstruktur ist genial, sie ist stabil und platzsparend zugleich. Im Bienenstock herrscht im Frühjahr/Sommer eine konstante Temperatur von ungefähr 35°C. Diese ist notwendig, damit sich die Brut gut entwickeln kann. Bei kalten Außentemperaturen setzen die Bienen ihre Flugmuskulatur ein, um Wärme zu erzeugen, dabei entkoppeln sie die Flügel und vibrieren nur mit den Flugmuskeln. Im Hochsommer dagegen wird der Bienenstock mit Wasser gekühlt, welches per Flügelschlag verdunstet wird. 

Das Bienenjahr

Wenn im Herbst/Winter die Temperaturen unter 10°C fallen, ist es den Bienen zu kalt und sie fliegen kaum noch aus. Im Winter ziehen sich die Bienen in ihre Behausung zurück und wärmen sich gegenseitig, indem sie eine Bienentraube Körper an Körper bilden.  Auch deutliche Minusgrade sind dann kein Problem, allerdings brauchen die Bienen immer ausreichend Futter, um genügend Wärme produzieren zu können. In den Wintermonaten werden die Bienen in Ruhe gelassen, eine letzte Kontrolle findet im Dezember statt. Wenn dann im Frühjahr die ersten warmen Tage kommen, fliegen die Bienen zum Reinigungsflug aus. Sie entleeren ihre Kotblase, da sie über Wochen oder gar Monate nicht zur Toilette konnten. Im zeitigen Frühjahr, wenn es warm genug wird, beginnt die Königin auch wieder, Eier zu legen, die erste neue Brut des Jahres entsteht und der erste Pollen wird gesammelt. Im April/Mai explodiert das Bienenvolk geradezu, das Nahrungsangebot ist groß und die Temperaturen steigen. Jetzt muss der Imker den Bienen genügend Raum geben und die Honigräume aufsetzen. Die Königin legt jetzt pro Tag bis zu 2.000 Eier, aus denen nach 21 Tagen die Arbeiterbienen schlüpfen. Und auch die ersten männlichen Bienen, die Drohnen, werden nun geboren. Im Mai/Juni erwacht bei den Bienen der Schwarmtrieb, die natürliche Art der Vermehrung. Jetzt muss der Imker jede Woche nach seinen Bienen schauen und gegebenfalls abgegangene Schwärme wieder einfangen. Die alte Königin zieht beim Schwärmen mit einem Teil des Volkes, dem Schwarm, aus und sucht sich eine neue Wohnung. Im zurückgebliebenen Volk ist rechtzeitig eine neue Königin geschaffen worden, die nun schlüpft, und alsbald zu ihrem Hochzeitflug ausfliegt. Sie lässt sich von mehreren Drohnen begatten, um dann für immer in den Bienenstock zurückzukehren. Jetzt werden auch die Honigwaben voll, der erste Honig kann oft schon im Mai geerntet wird. Den Höhepunkt erreicht das Bienenvolk bereits mit der Sommersonnenwende Ende Juni, danach bereiten sich die Bienen schon langsam auf den Winter vor. Aber auch jetzt trotzt das Volk noch vor Vitalität und Energie, die Bienen sind fleißig auf Nektarsuche und tragen weiter Honig ein. Die Vorräte für den Winter werden in den Zellen eingelagert. Die Drohenschlacht im August heißt so, weil dann alle Drohnen aus dem Bienenstock vertrieben werden, sie werden nicht mehr gebraucht und sterben. Im Spätsommer/Herbst werden die Winterbienen geboren, die deutlich weniger arbeiten, weil sie ihre Kräfte schonen, um den Winter im Bienenstock überstehen zu können. Im Frühjahr müssen sie die erste neue Brut versorgen. Winterbienen leben bis zu 6 Monate,  während die Sommerbienen nur eine Lebenszeit von rund 2-4 Wochen  haben. 

Die Königin 

Jedes Bienenvolk hat immer nur eine Königin, die bei den Imkern auch Weisel genannt wird. Man erkennt die Königin an ihrem größeren, länglichen Körper. Oft werden die Königinnen gezeichnet, d.h. die Imker markieren sie mit einem Farbklecks oder einer ganz kleinen Farbplatte. Die unterschiedlichen Farben stehen für eine Jahreszahl, so weiß der Imker, wann die Königin geboren wurde. Die Königin hat nur eine einzige Aufgabe: Sie legt den ganzen Tag über Eier in die Zellen. Aus befruchteten Eiern schlüpfen Arbeiterinnen, aus unbefruchteten Eiern die männlichen Bienen, die Drohnen. Nur zum Begattungsflug und eventuell bei einer späteren Schwarmbildung verlässt die Königin den Bienenstock. Die Königin ist aber keineswegs die alleinige "Herrscherin" über das Bienenvolk. Im Gegenteil: Fast alle Entscheidungen trifft das Bienenvolk gemeinsam im Kollektiv. Die Königin wird zwar von ihrem "Hofstaat" gepflegt und gefüttert, Befehlsgewalt hat sie aber keine. Und wenn die Königin in den Augen der Bienen nicht mehr gut genug ist, also nicht mehr genügend befruchtete Eier legt, wird eine neue Königin erschaffen, indem die Bienen sogenannte Weiselzellen anlegen, aus denen dann später neue Königinnen schlüpfen. Eine Königin kann 3-5 Jahre alt werden.  

Das Leben einer Arbeiterin

Die Königin legt ein befruchtetes Ei in eine gesäuberte Zelle. Nach drei Tagen schlüpft eine winzig kleine Larve, die zuerst noch mit Gelee Royal, einem speziellen, von den Bienen hergestellten Futtersaft, gefüttert wird, dann aber nur noch mit Pollen und Nektar. Die Larve wird größer und schließlich wird die Zelle verdeckelt, die Larve verpuppt sich. Nach 21 Tagen schlüpft die fertige Biene. Wird eine Larve ausschließlich mit Gelee Royal gefüttert, entsteht aus ihr eine Königin. Eine Arbeiterin verrichtet im Laufe ihres Lebens viele verschiedene Aufgaben. Sie ist als Ammenbiene tätig, sie putzt also die Zellen und füttert die Junglarven. Als Baubiene nutzt sie ihre Wachsdrüsen und spendet Wachs zum Bau der Waben. Auch der Eingang in den Bienenkasten muss immer wieder verteidigt werden, z.B. wenn Wespen versuchen einzudringen, oder fremde Bienen versuchen zu räubern. Viel Zeit verbringt die Biene als Sammelbiene für Nektar, Pollen und Wasser. Auf ihren Flugtouren bewegt sie sich bis zu 3km vom Bienenstock fort. Eine Arbeiterin wird im Sommer nur 2-3, selten bis zu 4 Wochen alt, sie arbeitet den ganzen Tag und verbraucht schnell ihre Lebenskraft. Nur mal nebenbei: Für ein Kilogramm Honig sind ca. 150.000 Flugkilometer der Bienen notwendig, es müssen ungefähr 2 Millionen Blüten besucht werden.